Beim Lesen und Verstehen des sehr umfangreichen Artikels „Gar nicht wahr“, der von Kai Strittmatter und Roman Deininger verfasst worden war, kam die Idee auf, den beiden einfach zu schreiben und mit ihnen einige Fragen und Feststellungen zu teilen. Nach einer Mailanfrage lag bereits 60 Minuten später das sehr nette Angebot vor, in einer Videokonferenz Rede und Antwort zu stehen.
Zuerst gab es das Eingeständnis Strittmatters (Roman Deininger war auf Auslandsreise), dass er den Text über "Wie die Lüge die Demokratie zerstört" (so der Anleser auf der SZ-Onlineseite) als "dringend nötig" erachtet. Mit "es geht verdammt noch mal um eure Zukunft!" unterstreicht er dies gegenüber der Gruppe von 18-Jährigen, die vor ihm sitzt.
Um zu beschreiben, wie Lüge funktioniert, müsse man auf jeden Fall zuerst Informationen bieten. Deshalb seien die Autoren zwei Wochen herumgereist, um Interviews zu führen, nach Brüssel und Berlin, Frankreich und Großbritannien, und dann habe man noch Winfried Kretschmanns Buch über Hannah Arendt gelesen (Der Sinn von Politik ist Freiheit. Warum Hannah Arendt uns Zuversicht in schwierigen Zeiten gibt), denn ein Gespräch mit dem Politiker dient als Hinführung zum Thema "Lüge und Wahrheit". Das Schreiben von einem so umfangreichen Text sei "ein Klotz", so Strittmatter weiter.
Die Idee zu diesem Text sei ihm vor eineinhalb Jahren gekommen; nach langen Jahren als Korrespondent in China (neben dem Klimawandel "die größte Herausforderung für uns, für euch") und in der Türkei wollte er über die Lüge schreiben, "das Instrument aller Autokraten dieser Welt". Zugegeben, hier entferne man sich etwas von Objektivität, Sachlichkeit und Neutralität, die dem Journalismus hierzulande eigen sind - es sei ein Artikel "mit Mission" geworden -, aber er habe ideal in die Jubiläumsausgabe zum 80. Geburtstag der Süddeutschen Zeitung gepasst, die sich seit der Veröffentlichungserlaubnis durch die Amerikaner "dem Ringen um Demokratie verpflichtet" fühle. Diesen Einsatz und dieses Eintreten für die Demokratie, die mit Verve vorgetragen und vertreten werden, gefallen uns gut; man spürt, da hat man einen vor sich, der für seine Arbeit brennt. Und wir sagen: vielen Dank für die Einblicke!